Gorleben nach Wittenberge
Das Frühstück in einem riesigen Saal ist gut. Wir sind die einzigen Gäste. Dei Bedienung, ein Althippie mit langem Pferdeschwanz, ist freundlich und hilft uns bei dem Kaffeeautomaten, der so früh unser technisches Talent überfordert.
Werner hat vor der Abfahrt noch sein Tretlager geölt, das Knacken sollte jetzt verschwunden sein. Am Höhbeck ersparen wir uns die Steigung, indem wir einfach auf der Landstraße direkt nach Gartow fahren.
Als wir den Gartower See umradeln, entdecken wir auf einem alten Baum einen Seeadler. Der See hat eine schöne Lage und am Wegesrand wachsen bunte Wildblumen. Der Ort Gartow rundet das hübsche Bild ab. Die Hauptstraße wird von bunten Häusern im Fachwerkstil mit herrlichen Türen und Blumen eingerahmt. Klar, dass wir zig Fotos machen.
Jetzt führt der Weg weiter bis Schnakenburg, wo wir wieder auf die Elbe stoßen. Am Marktplatz von Schnakenburg hat man das Grenzlandmuseum eingerichtet.
Das kleine Haus birgt unendliche Unterlagen über die Unmenschlichkeit der deutsch-deutschen Grenze. Von Schriftstücken über Uniformen, Boote und Autos bis hin zum Zollhund, hier ist alles untergebracht. Getragen wird das ganze von Zöllnern (vielleicht auch vom deutschen Zoll), die sich entlang der über 1000 Kilometer langen Grenze 45 Jahre gegenüberstanden. Uns hat das sehr beeindruckt, und so schreibe ich dann auch einen Spruch in das ausgelegte Gästebuch. Vor zwanzig Jahren hätten wir diese Radtour nicht machen können, das wird uns hier wieder bewusst.
Mit der Fähre im Ort wechseln wir dann auch ma1 wieder das Elbufer. Über Kopfsteinpflaster geht es holpernd zum Anleger. Ich komme mit einem anderen Radler ins Gespräch. Er ist aus Koblenz und will bis Rügen radeln. Zusammen nutzen wir die Fähre nach Lütkenwisch und verlassen jetzt endgültig die alten Bundesländer. Nun geht es bis nach Dresden durch die neuen Länder. Doch die schöne Elblandschaft verändert sich nicht. Bei der ersten Möglichkeit machen wir eine Vesperpause. Vom Deich geht der Blick weit über die Elbe.
Auf beiden Seiten wird der Fluss von den typischen Buhnen gesäumt und gibt der Elbe ihr ganz eigenes Gesicht.
Auf dem Deich fahren wir bis Müggendorf, wo wir die vielen Storchennester bestaunen. Das kleine Hofcafe lädt zur Kaffeepause ein. Die Sonne scheint, und wir sind für jede Flüssigkeit dankbar. Na ja, ich für Bier, der Werner für Kaffee. Gitti und Ute sind da nicht so wählerisch, Hauptsache das Radler ist kalt. Irgendwo erwische ich die falsche Kurve, und statt auf dem Radweg sind wir plötzlich am Elbeufer.
Für Ute eine gute Möglichkeit endlich mal ihre Hände ins Wasser zu halten. Na ja, ob ich da baden wollte, weiß ich nicht. Kalt ist das Wasser jedoch nicht. Der schöne Elbestrand verlockt schon zum Verweilen und zum Sonnenbaden. Wir fahren jedoch weiter. Gegenüber leuchtet eine schneeweiße Fachwerkkirche zu uns herüber.
Bis Wittenberge ist es nun auch nicht mehr weit. Vorbei an kleinen Vorstadtgärten führt der Weg auf dem Deich gerade auf unser Hotel zu. Die Angabe im Radführer, "direkt am Elberadweg" ist wirklich korrekt. Das Haus ist allerdings ein mausgrauer DDR-Steinklotz. Wir schauen uns ein wenig fragend an, was das wohl wird. Die Tür ist auch noch verschlossen, super. Wo kommen wir rein. Eine ältere Dame spricht uns an: ,,Haben Sie reserviert? Das Haus ist belegt." Haben wir ja, Gott sei Dank. ,,Dann können Sie Ihre Räder hier abstellen und dann kommen Sie bitte mit". Und schon steigen wir schwer bepackt die Treppen hinter der Dame hinauf. Die Zimmer erweisen sich dann hell und freundlich und ausgestattet mit schönen Holzmöbeln. Ein Kühlschrank mit Getränken ist auch vorhanden - aber leider ohne Bier! ,,Und Morgen früh bitte pünktlich zum Frühstück erscheinen, denn ich mache etwas 'Warmes". Gut, der Ton ist ein wenig militärisch, aber die Zimmer sind okay.
Wir gehen erstmal wieder runter in das Cafe nebenan. Der Durst bringt uns sonst um. Mit Blick auf die Elbe und den kleinen Hafen genießen wir die kühlen Getränke. Dann verabreden wir uns zum Abendessen.
Bekannte verfolgen unsere Radtour auf der Landkarte und wollen mal hören, wo wir uns tatsächlich befinden. Zum Lokal ,,Zum Fährmann", müssen wir vielleicht 200 Meter laufen, es liegt am Sportboothafen und somit auch direkt an der Elbe. Gitti wäre wohl lieber zum Sternekoch nebenan gegangen, aber wir Männe sind nicht bereit, dessen Preise zu bezahlen.
Wortlos fügt sie sich in ihr Schicksal. Die Waldpilzsuppe und das Zanderfilet brauchen sich aber wirklich nicht zu verstecken. Als Betthupferl trinken wir im Cafe neben unserem Hotel noch einen "Sundowner". Der Sonnenuntergang über der Elbe ist sogar so schön, dass Werner ihn unbedingt im Foto festhalten muss.
Eine kleine Geschichte am Rande: Eine ca. 8 cm lange Grille, ein grünes Heupferd, hat sich mein Fahrrad als Taxi ausgesucht. Sie klammert sich sozusagen an dem Rad richtig fest und ich habe Mühe, sie loszuwerden.
Wenn Sie die ganze Elbe Radtour lesen wollen, dann schreiben Sie mir einfach.
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