Radreise 2017

Die Kürzeste

Nach einem Jahr Pause ist es wieder so weit. Eine Radreise steht an. Dieses Mal habe ich die Route ausgearbeitet. Nachdem wird die bereits vorliegende Tour von Ute 2016 wegen einer schweren Erkrankung, komplett stornieren mussten,  war ich diesmal an der Reihe. Es fiel mir aber nicht schwer, denn Ute hatte die Tour bereits 2016 in gewohnt gekonnter Weise ausgearbeitet. Alles ist geplant, die Quartiere sind reserviert.

 

Werner und Ute, unsere "Radlerfreunde" sind bereits voraus gefahren. Sie erwarten uns zum Abendessen im Steakhaus in Wedel.

 

Anreise:

Am 24. Mai 2017 fahren um 07:00 Uhr los. Wir nehmen zuerst nicht die Autobahn, denn das Teilstück nach Würzburg ist permanent überlastet.

 

Bis zum Elbtunnel sind wir gut vorangekommen. Aber hier ist, wie fast immer, Stau. Schnell zuvor noch in ein anderes Tunnel abgebogen und die nächste Ausfahrt abgefahren. Das Hotel mitten in Wedel ist etwas schwer zu finden, das Navi führt uns irre. Schließlilch klappt es und wir können einchecken. Das freundliche Personal und der Chef erlauben mir, mein Auto in der Hofeinfahrt für die Dauer der Radreise hier zu parken.

Donnerstag , 24.05.2017

Gegen 09:00 Uhr gehen wir frühstücken. Beim Abendessen hat uns Ole, der Schwiegersohn von Ute und Werner, überrascht. Er hat uns angeboten, mit seinem Motorboot in Hamburg eine Hafenrundfahrt ganz besonderer Art zu erleben.

 

Vor dem Treffen im Hamburger Yachthafen machen wir einen kurzen Abstecher zum "Willkommhöft". Von hier wollen wir morgen unsere Radtour mit einer Überquerung über die Elbe beginnen. Es hat sich hier seit dem letzten Mal einiges verändert. Viel wurde umgebaut und es fährt jetzt auch eine Fähre nach Lühe ans andere Ufer, somit ersparen wir uns einen Umweg über Blankenese.

Wir treffen uns um 13:00 Uhr am Hamburger Yachthafen. Das Boot hat Ole schon vollgetankt. Es ist nicht sehr groß, soll acht Personen Platz bieten, ist aber, wie sich später herausstellen sollte, sehr schnell und es braucht 20 Liter Diesel, nicht auf 100 km sondern in der Stunde.

 

Bei Einsteigen in den wackeligen Kahn haben wir "Landeier" schon so unsere Probleme. Wir sind jedenfalls froh, auf den weißen gepolsterten Sesseln zu sitzen. 

 

Gemächlich geht es raus aus dem Hafen auf die Elbe. Es ist windig und nicht all zu warm. Ich sage noch zu Ole: "Zum Glück gibt es auf der Elbe keine Wellen."  Weit gefehlt, was wir später feststellen mussten. 

Ole gibt Gas und verliert einen oder zwei Fender. Vor einem riesigen Schiff dreht er das Boot voll nach links ab. Gott sei Dank sitzen wir fest in den Sitzen. Das Schiff kippt zur Seite und wir müssen uns kräftig festhalten. An Filmen ist eigentlich nicht zu denken. Aber ich hatte vorher meine GoPro auf dem Gimbal montiert und zufälligerweise eingeschaltet, so dass ich jetzt eine unvergesslich Szene, wenn auch nicht mit Absicht, zur Erinnerung habe. Ich werden mal in ruhigeren Zeiten einen Film dieser privaten Hafenrundfahrt, ohne Touristenköpfe vor der Linse, in youtube auf meinen Kanal stellen.

 

 

Jetzt spüren wir auch, welche Wellen es auf der Elbe gibt. Das Boot geht vorne hoch und bei jeder Welle pflatscht es runter, so dass Wasser auf meine Hose spritzt. Irgendwie habe ich eine ungünstige Sitzposition. 

 

Vorbei geht es am Flughafen Finkenwerder, der Fa. Airbus und an dem Traumschiff "Aida Sol". Was für ein schöner Anblick. Das Schiff liegt uns genau gegenüber. Es ist das 8. Schiff der Aida-Flotte. Es ist ein häufiger Gast im Hamburger Hafen, wie uns Ole erzählt. Das Traumschiff verfügt über 1.700 Kabinen. Während ich hier schreibe ist die Aida Richtung Bergen in Norwgen unterwegs.

 

Und wieder ein "Schiffshiglight". Die Katar liegt in der Werft. Normalerweise ist sie an der Küste von Mallorca zu Hause. Die 2010 in der Lürssen Werft erbaute Yacht gehört der Königsfamilie von Katar. Die Baukosten werden auf Dreihundertmillionen US Dollar geschätzt. 

 

An Bord ist Platz für 34 Gäste und 95 Besatzungsmitglieder. Bei einem unserer vergangenen Hafenbesuche konnten wir schon einmal einen Teil einer solchen Yacht sehen. Es war eine Yacht des Milliardärs Roman Abramowitsch. Wir machten damals eine "normale Hafenrundfahrt" für die üblichen Touristen, da lag die Yacht im Hafen, war aber zu 90 Prozent abgedeckt. Den Rest konnte ich auch nicht richtig sehen, da vor mir ca. 50 andere Hafenrundfahrer standen und mir und meiner Kamera die Sicht verdeckten.

Wir wenden und fahren unmittelbar an der neu erbauten Elbphilharmonie, die in der Sonne strahlt, vorbei. Ein Bauwerk, dass von der Elbe aus gesehen, noch imposanter wirkt, als von Land.

 

Wir staunen das Gebäude an und schon geht es rein in die Speicherstadt. Endlich geht es mal etwas langsamer. Vermutlich darf Ole hier auch nicht so aufdrehen. 

Durch etliche niedrige Brücken geht es hinein in die Speicherstadt. Der historische Lagerhauskomplex steht unter Denkmalschutz und ist Teil des Unesco Welterbes. 

 

Entlang der engen Fleete steht ein Backsteinbau nach dem anderen. Heute sind in den Gebäuden zahlreiche Teppichhändler und Museen u. a. das Zollmuseum, das Gewürzmuseum und das Miniatur Wunderland.

Raus aus der Speicherstadt geht es an der Norderwerft und der Lürssen Werft vorbei und unter der Köhlbrandbrücke hindurch bis zum Hamburger Containerhafen. Riesige Containerschiffe liegen hier und werden be- oder entladen. Wir fahren so knapp an den Schiffen vorbei, dass man ganz schön den Hals nach oben strecken muss, weil sie so hoch sind wie Hochhäuser. Ganz langsam fährt Ole an den Riesen vorbei. Menschen sehen wir nicht. Nur ein Lotsenboot legt an und ein Lotse klettert die Strickleiter eines Containerschiffes hoch. Neben MSC und UASC Schiffen liegt dort auch derzeit die "Cap Ricarda" und die "Tihama". 

 

Sie fährt unter der Flagge von Malta. Sie ist 400 m lang und 58, 6 Meter breit. Während ich schreibe befindet sich das Schiff in Tanger, Marokko.

Nach Finkenwerder, wir fahren ganz nah an einem Beluga vorbei, verlassen wir Hamburg und queren die Grenze zu Niedersachsen. Dort trennen plötzliche große Eisengitter die Elbe von den dahinter liegenden Wiesen. Wie wir von Ole erfahren ist dort die Jugendstrafanstalt Hahnöfersand. Wie ich schrieb gehört sie nicht zu Hamburg sondern zu Niedersachsen. Umgeben von grünen Wiesen liegt sie fast idyllisch da. 

 

Trotz der angekündigten Schließung des Gefängnisses muss es doch noch in Betrieb sein, denn ich habe einen Artikel in Spiegel Online gelesen, wo im März ein Einbrecher geflüchtet ist. Laut Medienberichten entkam der 22jährige über einen Seitenarm der Elbe. Da sich die JVA auf einer Elbinsel befindet gibt es dort wohl keine so strenge Bewachung. 

 

Wir lassen die Inseln Neßsand und Hanskalbsand rechts liegen, vorher haben wir aber noch einen schönen Blick auf Blankenese, bis wir wieder in den Hamburger Yachthafen einfahren.

 

Nachdem wir 4 Stunden in der Nussschale ohne Toilettengang verbrachten, sind wir froh in der "Tonne 122" aufs Clo zu dürfen. Weil wir auch nichts getrunken hatten, wäre das Bier nur so weggezischt. Allerdings macht uns der Kellner einen Strich durch die Rechnung, der uns ganz schön lange warten lässt. Letztlich kommt dass Bier doch noch und es zischt hinunter.

Fazit:

Ein für Süddeutsche Landeier, die nichts mit Booten oder Schiffen zu tun haben ein aufregender Ausflug mit exclusiver Hafenrundfahrt.


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